Die Villa und das Einfamilienhäuschen - Genna Website 2018

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Johannesskirche Strättligen
Die Villa und das Einfamilienhäuschen  - ein Märchen

Es war einmal eine Familie, die hatte stets genug zu essen und lebte glücklich zusammen. Jedes Jahr kam ein Kind zur Welt, und alle lebten friedlich zusammen in einem grossen und prächtigen  Haus mit Blick auf das weite Meer. Weil alle mithalfen, die einen mit Geldspenden, die anderen mit Freiwilligenarbeit , wurde die Familie wohlhabend. Als die Kinder grösser wurden,, wollten einige von ihnen einen eigenen Haushalt gründen und sie wollten von zuhause ausziehen. In einiger Distanz zum Elternhaus liessen sie ein bescheidenes Einfamilienhäuschen in der Wüste bauen, nicht so prunkvoll mit Verzierungen, sondern eher kahl und kalt, doch immerhin gross genug, dass alle wieder Platz hatten. Und sie lebten friedlich nebeneinander und liessen sich in Ruhe.

Die Kinder, die das alte Haus bewohnten, kamen nach vielen Jahren zum Schluss, dass das Haus eine Renovation nötig hätte. Die betagten Eltern freuten sich darüber und stellten das nötige Geld zur Verfügung. Da arbeiteten nun die besten Architekten und Handwerker, bis das verlotterte Haus wieder eine stattliche Villa war, ein eigentlicher Leuchtturm über der Meeresbucht. Eine fleissige Haushälterin sorgte dafür, dass alles blitzblank war, und es war eine wahre Freude, wenn sie die Gäste empfing und verwöhnte. Die Kinder, welche in der Villa Hof hielten, waren stolz.

Einige Jahre danach fanden die Kinder, welche ausgezogen waren und das Einfamilienhäuschen in der Wüste bewohnten, in ihrem Haus sollte man vielleicht mal die Wände neu streichen, den Teppichboden ersetzen, die Heizung reparieren und die Fenster isolieren. Sie gingen zu den betagten Eltern und baten um das nötige Geld. Doch die alten Eltern schauten betrübt. Im Portemonnaie hatte es zwar noch Geld, doch weil auch alle anderen Kinder die Hände ausstreckten, wurde ihnen angst und bange.  Schon befürchteten die alten Leute, kurz vor dem Tod armengenössig zu werden, und so schickten sie die Wüstenkinder ohne Geld nach Hause. Diese begannen sich zu wehren, schrieben Briefe und Beschwerden, doch dies nützte ihnen nichts.

Nun schalteten sich auch die Geschwister aus der Villa ein und propagierten die Idee, das Einfamilienhaus zu vernageln und zu verkaufen, damit das Gestürm in der Wüste endlich aufhöre. Wichtig sei doch nur die schöne Villa, was unten in der Wüste passiere, sei doch weniger wichtig. Die Wüstenkinder könnten ja in eine Baracke umziehen, die sei sowieso heimeliger und gemütlcher als der kalte Betonbau. Die Wüstenkinder wehrten sich mit Hellebarden und Pfeilenbogen,  Giftpfeile flogen hin und her, und so kam es  beinahe zum Geschwisterkrieg.

Bis die Eltern wieder mal ins Portemonnaie schauten und feststellten, dass dort eigentlich genug Geld vorhanden wäre, um zumindest die Heizung zu flicken und die Fenster zu isolieren. Auf den Anstrich der Wände wurde verzichtet, und die alten Spannteppiche taten den Dienst auch noch einige Jahre. Die Wüstenkinder waren damit zufrieden, und so kehrte Frieden ein, und wenn sie nicht gestorben sind, leben die Geschwister nun wieder friedlich mit- und nebeneinander.

Manchmal werden Märchen wahr.....
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