Ja zur Initiative - doch weg vom Schwarz-Weiss-Denken - Genna Website 2018

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Johannesskirche Strättligen
Johanneskirche Thun-Dürrenast: Gedanken zur Initiative

Die Reformierte Gesamtkirchgemeinde Thun will die Johanneskirche in Thun-Dürrenast "entwidmen". Das heisst: diese Kirche soll einem anderen Zweck zugeführt werden. Wie sie künftig genutzt wird, bleibt vollständig offen. Meine  Frage, ob es denn zunindes einen Plan B gebe, wurde an der Informationsveranstaltung im KGH Frutigenstrasse verneint. Somit kaufen wir die Katze im Sack. Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern ist ein Ja zur Initiative.  

In den kommenden Tagen werde ich hier meine persönlichen Ueberlegungen publizieren. Leider ist die Atmosphäre bei den Behörden und Pfarrerinnen der Kirchgemeinde derart vergiftet, dass man einander nicht einmal zuhört. Wer sich als Befürworter der Initiative outet, wird in eine dunkle Ecke gestellt, es wird Druck ausgebt bis hin zu Beschimpfungen und Beleidigungen, so an der Informationsveranstaltung von März. Ob in dieser Atmosphäre eine korrekte Abstimmung überhaupt möglich ist, bezweifle ich.
Ich halte deshalb fest
  • dass ich dem Initiativkomitee nicht angehöre
  • dass diese Abstimmung hätte vermieden werden sollen, weil es nur Verlierer geben wird
  • dass der Kleine Kirchenrat in meinen Augen verantwortungsbewusst handelt, wenn er die Finanzsituation im Blick behält (mein echtes Lob an Willy Bühler als Präsident und Max Ramseier als Finanzchef)
  • dass es durchaus sinnvoll ist, über den Verkauf und die Schliessung von Liegenschaften zu diskutieren, auch Kirchen sind nach reformiertem Verständnis keine unantastbaren sakralen Gebäude (Aussage Stadtkirche-Pfarrerin Margrit Schwander an der Info-Veranstaltung)
  • dass jedoch solche Diskussionen mit der betroffenen Bevölkerung in einem geregelten Prozess geschehen müssen, bevor ein fait accompli geschaffen wird
  • dass die Entwidmung der einzigen grossen Kirche auf dem Gemeindegebiet von Thun-Strättligen auch psychologisch sehr heikel ist, gerade weil der Dürrenast das Quartier der einfachen Leute ist und die Majorisierung durch die Thuner Stadtkirche hier immer ein Thema war
  • dass die Verantwortung für Geld und Geist zusammengehört (absolut richtige Aussage Heinz Leuenberger an der Info-Veranstaltung), d.h. es braucht eine Strategie nicht nur für die Finanzen, sondern vor allem auch für die Inhalte und Angebote der Kirche, bevor man ein kirchliches Zentrum schliesst
  • dass die verzwickte Situation darauf zurückzuführen ist, dass die Gesamtkirchgemeinde die Verantwortung für Infrastruktur und Finanzen trägt, die Einzelkirchgemeinde Strättligen jedoch für die Inhalte; der Vorrang des Geldes vor dem Geist widerspricht meiner Auffassung von Kirche
  • dass dieses Zentrum schon heute nicht nur für kirchliche Anlässe, sondern generell für das Quartier wichtig ist und deshalb nicht aufgegeben werden darf, bevor eine Nachfolgelösung gefunden ist.

Es ist dringend nötig, die Diskussion wieder in sachliche Bahnen zu lenken und von der emotionalen Ebene zu lösen. Wer selbst bei einem harmlosen Aprilscherz "rot" sieht, rennt bei rot über die Kreuzung und verursacht einen Unfall  - und zwar mit weit reichenden Folgen für das kirchliche Leben in Thun. Wollen wir wirklich riskieren, dass hunderte von Menschen, die vor den Kopf gestossen sind, aus der Kirche austreten? Es braucht einen Marschhalt, aber keinen Denkhalte! Mit dem Ja zur Initiative "Pro Johanneskirche Thun-Strättigen" besteht die Möglichkeit, die Bevölkerung des Quartiers einzubeziehen und nach zukunftsgerichteten Lösungen zu suchen. Ob diese Lösung dann die Entwidmung ist oder ob es auch andere Möglichkeiten gibt, muss offen bleiben. Dazu braucht es aber ein transparentes und breit abgestütztes Vorgehen und kreativen Ideen muss Raum gelassen werden, d.h. ich bin nicht einfach für den Status Quo, sondern für zukunftsgerichtete Lösungen.

Dazu müssen die Initianten wie die verantwortlichen  Behörden über den eigenen Schatten springen und endlich den Dialog aufnehmen. Meine Vorstellung, dass Heinz Leuenberger (Hauptsprecher der Initiativgegner) und Oliver Jaggi (Präsident des Initiativkomitees) sich die Hand reichen, sollte eigentlich weniger absurd sein als dass der US-Präsdent Trump und der Nordkoreaner Kim Jon Un miteinander sprechen. In jedem Gottesdienst singen wir "Dona nobis pacem  - gib uns den Frieden". Wäre auch einige österliche Gedanken wert gewesen, wenn die Kirche noch relevant bleiben will.  





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